Unsere neun Schauspielerinnen und Schauspieler der Q 11 brachten diesen Dienstag und Mittwoch einen der großen Klassiker der modernen amerikanischen Erzählliteratur auf die Bühne: Francis Scott Fitzgeralds Roman The Great Gatsby von 1925.

Im Kern geht es in diesem Roman um die Tragödie Jay Gatsbys, eines zwielichtigen Neureichen und irregeleiteten Romantikers, der vergebens versucht, das Rad der Zeit zurückzudrehen und nun, da er zu sagenhaftem Reichtum gelangt ist, seine Jugendliebe Daisy zurückzugewinnen, die sich fünf Jahre zuvor nicht für ihn entscheiden konnte, da er schlichtweg zu mittellos war; statt dessen hatte sie ohne großes Interesse den ebenso reichen wie primitiven und moralisch verkommenen Tom Buchanan geehelicht, mit dem sie eine dreijährige Tochter hat, für die sie sich aber ebenso wenig interessiert wie für ihren Mann oder überhaupt für ihr ganzes Leben.

Fitzgerald offenbart im Ehepaar der Buchanans schonungslos die Oberflächlichkeit, den Materialismus und die völlige Verantwortungslosigkeit einer Gesellschaftsschicht, die sich nur über ihren enormen Reichtum definiert und ihre Zeit mit Affären und Partys totschlägt, ohne das Gefühl einer inneren Leere und großen Langeweile ganz betäuben zu können.

Jay Gatsby Tragödie besteht nun darin, dass er zu spät erkennt, dass seine Suche nach der zweiten Chance zum Scheitern verurteilt ist, da die über Jahre aus der Ferne angehimmelte Daisy letztlich der Entscheidung zwischen ihrem Mann und Jay feige ausweicht – vermutlich, weil ihr diese Entscheidung einfach zu anstrengend wäre.

Als Daisy dann Myrtle Wilson, Toms Geliebte, aus Versehen totfährt, ist es nicht verwunderlich, dass ihr dekadenter Mann den Unfall Jay in die Schuhe schiebt, der Daisy auch noch deckt und schließlich von Myrtles Mann erschossen wird. Auf die Idee, selbst die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, ist Daisy gar nicht erst gekommen. Daisy, Tom und Tochter ziehen mit ihrem Reichtum weiter, zu Jay Gatsbys Beerdigung kommt nicht einmal eine Handvoll Leute…

Die Stimmung des Romans, die Oberflächlichkeit der Protagonisten und das Scheitern des American Dream an krudem Materialismus haben unsere Schülerinnen (u.a. Ganesha Gaines als Daisy, Hannah Alsheimer als Tom und Laura Arnold als Mytrle) und Schüler (Laurenz Zeller als Jay und Samuel Sebald als Erzähler Nick) mit sehr beachtlichem Gespür und beeindruckendem schauspielerischen Talent vermittelt!

Sehr schade war nur, dass an beiden Abenden vergleichsweise wenige Zuschauer den Weg in unsere Aula fanden! Wer auch immer nicht kam, hat einen gelungenen, nachdenklich stimmenden Theaterabend verpasst, der in jedem Fall dazu anregte, Fitzgeralds Roman mal wieder in die Hand zu nehmen…

Es spielten Schauspielerinnen und Schauspieler der Q11 (Kurs: dramatisches Gestalten) unter der Regie von Herrn Kuttler. In der Pause sorgte das Team der Q-Bar für das leibliche Wohl.