Das Hallertau Gymnasium Wolnzach ist mittlerweile bekannt für seine vielfältigen und außergewöhnlichen Bühnenstücke. Auch das Theaterstück „Zero“ von Peter Reul, das die Theatergruppe der Q11 am Dienstag und Mittwoch zur Aufführung brachte, reiht sich da nahtlos ein. Es spielt in einem Eliteinternat, das natürlich, wie könnte es anders sein, HGW heißt und der Abiturjahrgang hat soeben seine letzten Prüfungen hinter sich gebracht und überwiegend auch bestanden. Auf der anschließenden großen Abschlussparty wird die Droge ZERO herumgereicht und einer Schülerin gleich mehrfach heimlich ins Getränk gemischt, was verheerende Auswirkungen nach sich zieht und diese ins Koma versetzt.

Mobbing, Magersucht, Alkohol und Drogen – keine Schülerproblematik, die das Stück, das sich die Gymnasiasten selbst ausgesucht hatten, nicht behandelt. Letztere, nämlich Alkohol und Drogen haben die Schüler unter Führung von OStR Martin Rank gezielt stärker herausgearbeitet. In dem Oberstufenkurs „Dramatisches Gestalten“ sollen die Schüler die gesamte Bandbreite der Aufgaben in diesem Bereich kennenlernen und so resümierte der Schauspieler und Lehrer lobend: „Sie mussten sich um alles selbst kümmern, vom Bühnenbild über die Plakate und Programme, die Kostüme bis hin zur Maske und Regie, ja sogar Änderungen am Drehbuch. Ich habe versucht, nur koordinierend und unterstützend einzugreifen. Da die Truppe sehr homogen ist, hat sie das wunderbar hinbekommen.“ Der Oberstufenlehrer berichtete, dass er bei der Rollenverteilung vor allem darauf geachtet habe, dass die Charaktere nicht dem Charakter im wahren Leben entsprachen und die Schüler so gezwungen waren, sich in eine Rolle einzufühlen. Dabei war es zwar möglich sich für drei Wunschrollen zu bewerben, welche schließlich aber zugeordnet wurde, entschied der Kursleiter. Mit den Anpassungen ans HGW und dessen Lehrer schafften es die Schüler den durchaus tiefgründigen Stoff, der überspitzt durch Klischees in dem Stück vermittelt wurde, in der zwei Mal gut gefüllten Aula aufzulockern. Das minimalistische Bühnenbild wurde durch Spielweise und Inszenierung von Technik und Schauspielern zum Leben erweckt. Zur Bühne gehörten in der Szenerie allerdings nicht nur der Bühnenraum selbst, sondern die gesamte Aula des Hallertau-Gymnasium Wolnzach. Ob in ein Telefongespräch im Publikum vertieft oder auf dem Weg zur großen Party, das Ensemble nutzte den ganzen Raum aus, um die Zuschauer möglichst nah ans Geschehen zu bringen. Eine Präsentation zu Beginn, Projektionen unterstützend im Hintergrund oder „Spots“, fokussierte Lichtkegel und „Freeze“, also der szenenweise Bewegungsstarre, all diese Tricks und Kniffe aus der Theaterkiste erleichterten es dem Zuschauer der Handlung zu folgen und sorgten für eine reibungslose Darbietung. An dieser Stelle sollte vielleicht das neue Technikteam mit David Schmid (Jgst. 7) und Andreas Freund (Jgst. 11) erwähnt werden, die sich hier einen bemerkenswerten Einstand verschafft haben, obwohl sie dem Kurs nicht angehören.

Bilder von der Aufführung

Doch nicht nur der facettenreiche Aufbau der einzelnen Szenen sorgte für Aha-Effekte im Zuschauerraum, auch Gags und versteckte Situationskomik fanden Anklang. Die verschiedenen Stimmungen, welche übermittelt werden sollten, wurden vom Beobachter gut aufgegriffen und so glückten nicht nur exzessive Partygefühle mit Sketchcharakter, sondern auch leisere, traurige Töne.

Wenn das Leben eines ausgeschlossenen Schülers durch ein einschneidendes Erlebnis, wie das Unglück eines Leidensgenossen, eine Wende erfährt, dann wird es still in der Aula und Gänsehaut überläuft Schauspieler wie Zuschauer. Mit solchen Emotionen endete die anfangs flotte und heiter anmutende Aufführung dann in dem Selbstmord eines Charakters und dem offenen Schicksal der Anderen. Ob die fromme Seele der Abschlussklasse das Koma überlebt, ob die Paare zusammen bleiben, ob Freundschaften sich erhalten und ob der Tod des Mitschülers die Abiturienten nach dem Höhenflug „Zero“ auf den Boden der Realität zurückholt, bleibt der Fantasie Besuchers überlassen.

Alles in allem ein kurzweiliger Abend für alle Beteiligten, die trotz zeitgleichem Champions League-Spiel bis zum Schluss ausharrten. Für diese Leistung gab es dann im Anschluss auch eine kleine Belohnung vom Elternbeirat.

In diesem Sinne: Drei! Zwei! Eins! ZERO!

Birgit Schmid, EB

Bilder von den Proben