Das war durchaus harter Tobak, was die Schüler der 8. und 9. Jahrgangsstufe am Donnerstag, dem 2. Februar 2017 in der Aula des HGW geboten bekamen. Dank der finanziellen Unterstützung durch den Elternbeirat war es der Fachschaft Deutsch und dem AK „Schule ohne Rassismus“ gelungen, das Theaterstück „Dreck“ an Land zu ziehen. Ganz im Gegensatz zum Titel des Stücks erwies sich die 1-Mann-Performance als bewegend, aufrüttelnd, schockierend und auch immer wieder lustig-unterhaltsam. Der mehr als 25 Jahre alte Text von Robert Schneider (u.a. Autor des Romans „Schlafes Bruder“) zeigte dabei seine zeitlose Aktualität.

Der 30-jährige (wahlweise war er auch 18 oder 37 Jahre, denn „das Flunkern haben wir im Blut“) Student Sad, was auf Englisch „traurig“ heißt, wie er selbst bemerkt; verkauft zu Beginn des Stücks Rosen an die Anwesenden. Hierbei beginnt er zu erzählen: über seine Erlebnisse als Ausländer, seine Ängste, seine Probleme usw. Erst als sich der Araber seine Haare blond gefärbt hatte, hatte man ihn gesiezt. In diesem Stück wechseln sich schonungslose Ehrlichkeit und aus der Verzweiflung über mangelnde Wertschätzung geborener Zynismus ab. Dem Zuschauer wird dabei einiges abverlangt, wechselt der Protagonist doch immer wieder die Perspektiven und trampelt auf den Pfaden scheinbar abgedroschener Klischees, übernimmt Vorurteile über Ausländer („…sie essen Zwiebeln und Knoblauch und stinken, weil sie sich nicht die Zähne putzen“). Manch Parole könnte auch direkt aus dem Mund von einigen neo-nationalistischen Vertretern a la Höcke kommen. Am Ende des Stückes ist auch Sad am Ende, endgültig „Dreck“.

Mal laut, mal leise riss Schauspieler Alexander Matakas von der Kulturschule Leipzig die Zuschauer mit. Auch nach der Aufführung stand der Schauspieler noch für Fragen zu Verfügung. Einige Schülerinnen und Schüler lieferten interessante Klischees und Vorurteile über Deutsche („sind immer absolut pünktlich“, „reservieren per Handtuch Liegestühle den ganzen Tag“ etc., aber auch „sind alle rechts“)und auch über „Ausländer. Der Begriff „Vorurteil“ wurde von einer Schülerin als unzulässiges Vor-Urteil im Sinne von Vorverurteilung entlarvt. Auch dies trägt zur Demaskierung der populistischen, nationalistischen und rassistischen Strömungen unserer Tage bei.

Mit „Dreck“ ist eine beeindruckende und leider auch erschreckend aktuelle Inszenierung gelungen, die sicherlich noch in manchen Köpfen rumort.

Gerhard Loh/Martin Rank