Der aus dem Westfälischen stammende Journalist und Autor Dirk Reinhardt hat für die Schüler der 8. und 9. Klassen des HGW aus seinem 2016 mit dem Friedrich-Gerstäcker–Preis ausgezeichneten Jugendroman „Train Kids“ gelesen und mit seiner spannenden Erzählweise Zeitgeschichte erlebbar gemacht.

Das politisch hochaktuelle Buch thematisiert den Versuch von fünf Jugendlichen aus unterschiedlichen Ländern Mittelamerikas, gemeinsam die illegale Reise durch Mexiko in die USA zu wagen, um ihre Eltern zu suchen. Diese hatten sie einfach zurückgelassen, um dort ohne gültige Papiere zu arbeiten. Als blinde Passagiere reisen sie – wie hunderte ihrer Schicksalsgenossen – auf den Dächern von Güterzügen, wobei diese lebensgefährliche Fahrt nur deshalb möglich ist, da sich ein Netzwerk aus Schlepperbanden und Kleinkriminellen gebildet hat, die aus der Not dieser jungen Menschen Profit schlagen wollen. So schildert der Roman auch die Abgründe internationaler Migration, erzählt aus der Sicht unbegleiteter Minderjähriger und bietet erschreckende Einblicke in die Lebensbedingungen von Flüchtlingen. Durch seinen packenden Duktus schafft der Roman einen Anreiz für Jugendliche, sich mit der Thematik von Wirtschaftswanderung und politisch motivierter Flucht zu beschäftigen. Was die jungen Leser von den Helden der Geschichte aber zudem lernen können, sind die Bedeutung von Werten wie Freundschaft und Loyalität, die bedingungslose Verpflichtung füreinander einzustehen. Sogar selbstloses Handeln ist in der Situation existentieller Bedrängnis möglich und schafft Empathie für die Figuren des Romans. Neben den vielen eher bedrückenden Szenen finden sich deshalb auch hoffnungsvolle Töne, die Mut machen, schwierigen oder fast unerträglichen Lebenssituationen mit einem unbedingten Lebenswillen und Solidarität zu trotzen. Die Brisanz der Geschichte liegt in der Möglichkeit eine Parallele zu der Flüchtlingswelle zu ziehen, die seit dem Jahre 2013 in Deutschland und ganz Europa politische Probleme und gesellschaftliche Spannungen hervorgerufen hat und in deren Zuge tausende von Kindern und Jugendlichen zu uns gekommen sind, die Ähnliches erlebt haben.

Dirk Reinhardt, der eigens nach Mexiko gereist war um mit diesen „Train Kids“ zu sprechen und vor Ort zu recherchieren, illustrierte seinen Vortrag mit bewegenden Bildern, die die Gefährlichkeit dieser Reise deutlich vor Augen führten.  Im Anschluss an die Lesung hatten die Schüler deshalb viele Fragen, die der Autor auch bereitwillig beantwortete.

 

Andrea Hingsammer

Andrea Hingsammer       –     Dirk Reinhardt        –        Marius Lubnow

Herr Lubnow begrüßt Herrn Reinhardt